Alexander von Eisenhow

Vor 16 Jahren, als ich 4 Jahre alt war, wohnte ich mit meiner Familie in Ostinate, einer mittelgroßen Stadt am Meer, die durch Überseehandel zu Wohlstand gekommen war. Mein Vater, Herman von Eisenhow, arbeitete am Hof des Herzogs Friedrich von Gutenberg als Richter. Im Frühjahr dieses Jahres feierte die ganze Stadt die Vermählung des Herzogs mit einer wohlhabenden Dame aus Tallyrand. Auch mein 3 Jahre älterer Bruder Thomas war auf der Hochzeit anwesend. Ich mußte mit meiner Mutter Elisabeth von Eisenhow zuhause bleiben, da ich noch zu jung und meine ehrenwerte Mutter schwanger war und deshalb nicht mit zu den Festlichkeiten konnte.

Im allgemeinen Freudentaumel bemerkte keiner, daß die Stadt spät in der Nacht überfallen wurde: Von See her wurde die Festung von zwei schweren Kriegsschiffen angegriffen, von Land her stürmten einige Hundertschaften, teilweise zu Pferd, teilweise zu Fuß, plündernd und Brandschatzend durch die Straßen. Ich weiß nur noch, daß mich meine Mutter aus dem Schlaf riß und wir Hals über Kopf aus dem Haus stürmten, um uns in Sicherheit zu bringen. Mich fest an meiner Hand haltend rannten wir durch die schwarze Nacht, die nur durch den Vollmond und die brennenden Häuser hinter uns erhellt war. Kurz vor Erreichen der Brücke über den Fluß Ostinar stürzte dann meine Mutterf. Ich wollte ihr aufhelfen, doch mit letzter Kraft befahl Sie mir weiterzurennen. Damals verstand ich nicht, daß der Armbrustbolzen, der ihren Rücken durchschlagen hatte, Sie getötet hatte. Ich lief zurück zu ihr, aber Sie antwortete mir schon nicht mehr.

Verzweifelt muß ich mich wohl auf den Boden geworfen haben und probiert haben, Sie aufzuwecken. Ich weiß nur noch, daß mich zwei große, starke Hände gepackt haben und mich von meiner Mutter getrennt haben. Diese Hände gehörten meinem Meister Caboth. Er nahm mich mit sich und sorgte sich in den ersten Tagen nach dem Überfall für mich. Er bewohnte ein kleineres Häuschen etwas außerhalb der Stadt, so daß wir von den Meuchelmördern verschohnt blieben. Da aber nur sehr wenige dieses Massaker überlebt hatten und mein Vater unauffindbar war, behielt Meiser Caboth mich bei sich und lehrte mich den Umgang mit Waffen. Von ihm habe ich auch viel von dem Stand der Paladine erfahren. Alles was ich heute kann, habe ich von ihm gelernt. Er war für mich wie ein zweiter Vater.

Vor einem viertel Jahr verstarb er an einer schweren Krankheit. Für mich war die Zeit gekommen, abschied zu nehmen. Ich zog los, um das Gelernte in die Tat umzusetzen.

In den Ruinen von Ostinate war einen neue Stadt entstanden. Ich konnte in Erfahrung bringen, daß mein Vater und mein Bruder überlebt hatten und ihr Glück woanders suchten wollten, um diese schreckliche Tragiöde zu vergessen. Aber nach 15 Jahren hatten sich ihre Spuren im Stand verlaufen. Ich zog daraufhin in der Hoffnung los, sie einestages wiederzufinden und gemeinsam die Schuldigen für diese Tat zu finden und ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Der neue Regent von Ostinate, Herzog Freidrich II. von Gutenberg, erteilte mir den Auftrag, die Welt zu bereisen, um nach den Übeltätern dieser Katastrophe ausschau zu halten und ihm jährlich zu berichten. Im Gegenzug für meine Arbeit rüstete er mich für meine gefährliche Reise aus.

Manchmal wache ich nachts schweißgebadet auf und sehe meine tote Mutter in ihrem Blut vor mir liegen. Dann will ich am liebsten vor Wut alles kurz und klein schlagen, aber ich erinnere mich dann immer an einen alten Spruch meines Meisters, der mich bis jetzt vor unüberlegten Handlungen bewahrt hat: "Die Vergangenheit kann man nicht mehr ändern, aber für die Zukunft stehen uns noch alle Möglichkeiten offen."